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Bedürfnisse
Jedes Lebewesen – auch du und dein Hund – hat Bedürfnisse. Passen eure Bedürfnisse nicht zusammen, entstehen Probleme.
Ein Beispiel: Du möchtest mit deinem Partner kuscheln (Bedürfnis nach Nähe), aber er möchte gerade (aus welchen Gründen auch immer) nicht und hat nicht das Bedürfnis nach Nähe. Er geht weg und sucht Abstand. Wenn du gerade gut drauf bist und Verständnis zeigen kannst, wirst du ihn in Ruhe lassen und seinen Abstand akzeptieren.
Bist du aber nicht gut drauf, wirst du vermutlich enttäuscht und frustriert sein. Dein Partner wird dies in dem Moment wahrscheinlich nicht einmal verstehen. Was macht das mit dir?
Wenn dies sehr häufig passiert, sind Probleme in der Beziehung vorprogrammiert.
Und genauso ist es bei deinem Hund und dir. Kuschelst du mit deinem Hund obwohl er es nicht möchte können folgende Dinge passieren:
- Du stellst dich gut an und er mag es dann vielleicht doch oder
- Du verschreckst und belästigst ihn mehr und sorgst dafür, dass dein Hund auf Abstand geht
Es gibt einfach Hunde die keine Kuscheltypen sind. Es kann sich mit der Zeit verändern, doch auch nur, wenn ich auch die Individualdistanz meines Hundes schätze und wahre und ihn lesen kann.
Jamaro war die ersten Jahre überhaupt kein Kuschelhund. Ich habe ihn immer wieder eingeladen und mit der Zeit seine Lieblingsstellen gefunden.
Die letzten Jahre wurde er immer mehr zum Kuschelhund.
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Bagira im Gegensatz fand es grauenvoll, wenn er keinen Körperkontakt zu mir hatte. Für ihn war Kontaktliegen einer der wichtigsten Dinge in unserem Leben. So unterschiedlich sind sie und es ist wichtig, dass wir genau hier anfangen unsere Bedürfnisse nicht unseren Hunden überzustülpen.
Klar fand ich es oft schade, dass Jamaro lieber alleine in seinem Korb lag. Doch auch das war er. Hätte ich ihn ständig gezwungen zu mir zu kommen, wäre er nicht irgendwann selber den Schritt gegangen mehr körperliche Nähe haben zu wollen.
Und ähnlich verhält es sich auch mit dem Bedürfnis nach Nahrungserwerb (Jagdverhalten), Bedürfnis nach Fortpflanzung, Sicherheit usw.
Je mehr die Bedürfnisse deines Hundes von deinen Vorstellungen abweichen, umso schwieriger wird das Zusammenleben. Doch das muss nicht sein! Nutze die Bedürfnisse deines Hundes für euch!
Belohnungen
Belohne abwechslungsreich und angemessen
Beim angemessenen Belohnen kommt es neben dem Bedürfnis aber auch auf die passende Intensität an. Kann dein Hund hervorragend das „Schau“, braucht es nicht jedesmal eine Leberwurst-Belohung. Machst du mit deinem Jungspund jedoch Anti-Jagdtraining oder Abruftraining, dann sollte die Belohnung bei guter Mitarbeit unbedingt intensiv mit einem Jackpot ausfallen.
Bedürfnisse wechseln sich auch im Laufe des Tages ab. Nach einem langen Spaziergang an einem heißen Tag möchte dein Hund entweder Ruhe oder eine kalte Abkühlung anstatt einem Rennspiel.
Mein Tipp: Versetze dich immer wieder in die Lage deines Hundes und frage dich „Wie schwer war es gerade für ihn dieses Verhalten zu zeigen?“.
Danach kannst du die Intensität deiner Belohnung wählen. Unterscheide auch zwischen Belohnungen, die ok sind und welchen, die absolut super sind. „Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“.
Wie finde ich die perfekte Belohnung für meinen Hund?
Wenn deine Belohnung das augenblickliche Bedürfnis deines Hundes befriedigt, dann hast du die perfekte Belohnung für deinen Hund gefunden.
Die Belohnung, die das Bedürfnis deines Hundes in dem Moment befriedigt, verstärkt sein Verhalten, was du belohnt hast.
Welche Art von Belohnung kommt im folgenden Beispiel zum Einsatz?
Ihr trefft eure Freunde und Hundefreunde. Dein Hund reagiert sofort auf das Signal Sitz und setzt sich auf den Boden, er schaut dich an und du gibst ihm das Freizeichen. Nun darf er zu seinem besten Hundekumpel laufen und ihn begrüßen, den er schon sehnsüchtig beobachtet hat. Somit kann Sozialkontakt eine Belohnung darstellen.
Es gibt absolut nichts, was im Hundetraining gegen Belohnungen spricht!
Ihr seht es muss nicht immer Futter sein! Belohnung ist es auch, wenn das Freizeichen zum Kontaktaufnehmen kommt. Das Hundegehirn entscheidet darüber, ob eine Belohnung ein Verhalten verstärkt – leider nicht du und ich.
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Futter
Die klassischste Art der Belohnung ist die Futterbelohnung. Sie ist meistens die Art von Belohnung, die für die Hunde sehr wichtig ist und die punktgenau von euch eingesetzt werden kann.
Hier wähle ich oft das normale Trockenfutter und für besondere Dinge auch etwas besonderes. Das kann getrocknete Rinderlunge oder Pansen sein oder auch Hähnchenfleisch. Je nach Schwierigkeit der Übung wähle ich hier auch die Intensität der Belohnung. Also wenn ich Spyck von einer Katze abrufe, dann erhält er kein Trockenfutter sondern das Beste was ich gerade in meiner Tasche habe!
Hast du schon einmal getestet, welche Futtermittel oder Lebensmittel für deinen Hund mega mega mega sind? Nein? Dann wird es aber Zeit.
Präferenz-Test
Wenn du herausfinden möchtest, auf welche Art von Futterbelohnung dein Hund am meisten abfährt, kannst du durch diesen Test etwas Klarheit erhalten. Je nach dem wie begierig dein Hund frisst und vorallem für welches Futter oder Leckerlie er sich als erstes entscheidet, hilft dir bei der Auswahl:
Dazu stellst du zwei Näpfe nebeneinander und gibst in beide ein Stück Belohnung. Dann lässt du deinen Hund los und beobachtest, welche Schüssel er zuerst leer frisst.
Die Belohnung, für die sich dein Hund als erstes entscheidet, ist vermutlich seine erste Wahl. Um wirklich ein klares Ergebnis zu erhalten solltest du mehrere Durchgänge machen.
Hat sich dein Hund z. B. fünf mal für den Käse anstatt für die Wurst entschieden weißt du, dass Käse definitiv in der Belohnungsebene höher ist als die Wurst. Und so kannst du verschiedene Leckerlis gegeneinander austesten.
Benutze unbedingt Schüsseln für diesen Test und nicht deine Hände, weil du im Alltag vermutlich immer eine Hand zur Leckerli-Gabe bevorzugst und dein Hund deshalb eher aus dieser Hand fressen wird.
Auch solltest du die Schüsseln mit dem jeweiligen Futtermittel links und rechts anbieten, denn viele Hunde gehen bevorzugt in eine Richtung und auch das würde dein Ergebnis verfälschen.
Versuche deinen Hund nicht mit deiner Stimme oder deiner Körpersprache zu beeinflussen.
Wenn du das mit vielen verschiedenen Leckerlis machst, kannst du für deinen Hund eine eigene Liste für seine bevorzugten Leckerlis anlegen.
Diese Liste wird dir im Training und im Alltag eine wertvolle Hilfe sein, denn hiermit hast du eine klare Antwort auf die Frage: “Welche Belohnung ist ein Jackpot?” für meinen Hund!
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Da sich Bedürfnisse auch verändern, solltest du immer wissen, wie gerade die aktuellen Bedürfnisse deines Hundes aussehen. Es müssen Verhaltensweisen sein, die ihm so wichtig sind, dass er sie immer wieder gerne zeigt.
Schule deine Beobachtungsgabe und notiere dir immer mal wieder wie sich dein Hund in der einen und anderen Situation entscheidet.
Auf das Timing beim Belohnen kommt es an!
Badet dein Hund gerne, sprich ihn an und wenn er dich angeschaut hat, lass ihn sofort ins Wasser springen. Die Belohnung z. B. „geh Baden“ gibst du dann, wenn dein Hund auf seinen Namen und das Schau reagiert hat.
Ein Rennspiel oder auch ausgiebiges Rumblödeln kann ebenso eine Belohnung sein wie ein Zerrspiel oder Suchspiel. Und so findest du weit mehr Belohnungen wie nur immer Futter oder Spielzeug.
Eine weitere Belohnung können auch Tricks sein, die dein Hund gerne ausführt und auch freiwillig gerne zeigt. Vor allem wenn du hier einen sauberen korrekten Aufbau geleistet hast, wird der Trick oft zur Belohnung selber – weil es einfach Spaß macht.
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Belohnungen, die unter Umständen nach hinten losgehen
Es gibt natürlich auch Belohnungen für deinen Hund, die nicht unbedingt Belohnungen für uns oder andere Menschen sind. Du nutzt natürlich nur Verhalten als Belohnung, mit dem du gut leben kannst und was keinem anderen oder sogar der Umwelt schadet.
Die Wiese des Nachbars-Bauern wird also nicht als Buddelwiese zugelassen, nur weil es für deinen Hund eine Belohnung ist! Indem Fall musst du einen Kompromiss finden und deinen Hund an Stellen buddeln lassen, an denen es niemand stört. Denk immer daran, was dich in deinem Zuhause oder Garten stören würde, stört auch Menschen denen es gehört – in dem Fall den Besitzer der Wiese.
Dein Hund wird je nach Individualität und Genetik auch Bedürfnisse haben, die du nicht haben möchtest, aber du hast dir einen Hund in dein Leben geholt, der keine Maschine und auch kein Mensch ist.
Nimm das Bedürfnis deines Hundes wahr und versuche es nicht nur durch eine Strafe zu unterdrücken, sondern durch Kooperation umzulenken und eine adäquate Alternative zu finden.
Belohnungsliste
Nehme dir Zeit und notiere alles, was dein Hund gerne mag oder er gerne tut!
Es ist erst einmal völlig egal, dir die Verhaltensweisen gefallen oder nicht. Bei dieser Liste geht es nur um die Bedürfnisse deines Hundes – nicht um dich! Alles was dein Hund mehrmals am Tag von sich aus zeigt, ist ihm auf irgendeine Art und Weise wichtig und macht er anscheinend sehr gerne.
Versuche, die Belohnungen bzw. sein Verhalten nach Wichtigkeit für deinen Hund zu sortieren und nicht nach deinen Wünschen!
Unsere LeseEmpfehlung:
Lerngesetze
In Teil 2 schauen wir uns die Wichtigkeit der Motivation genauer an. Teil 3 und Teil 4 findest du hier.
Wir freuen uns, wenn du wieder gespannt und motiviert dabei bist!
Wir freuen uns auf deine Kommentare hier oder auch in Facebook unter dem Beitrag, welche Belohnungen für deinen Hund die Besten sind!
Vielen Dank, dass du meinen Artikel bis zum Schluss gelesen hast.
Ich freue mich sehr auf jegliches Feedback, über deine Meinungen und Gedanken und freue mich wenn du den Artikel weiter teilst.
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Über die Autorin
Saskia Katharina Siebel
Ich bin leidenschaftliche Hunde- und Menschentrainerin und eine absolute Herzensangelegenheit ist die Familien-, Paar- und Tierfotografie.
Seit einigen Jahren schreibe ich regelmäßig Blogartikel (die es manchmal auch in sich haben) und trotzdem ist das Feedback von euch darauf großartig. Viele von euch nehmen sich meine Worte zu Herzen und viele von euch fangen an sich und ihr Verhalten zu reflektieren. Somit hab ich mein Ziel erreicht 🙂
Ich wünsche mir ein friedvolles, faires und stressfreies Miteinander für jedes Mensch-Hund-Team. Dazu gehört aber mehr als nur Gassigehen und dem Hund Signale beibringen.
Das Wichtigste ist:
Arbeite an dir und lasse dich auf deinen Hund ein. Lerne deinen Hund zu verstehen. Lerne deinen Hund zu lesen. Sei mit Verstand und Herz dabei!
Das Ergebnis wird dich staunen lassen!