Tierarzt Training oder auch Happy Visit Teil 1/4

Tierarzt Training oder auch Happy Visit Teil 1/4

Mögliche Trainingsziele beim Medical Training

SECHS GUTE GRÜNDE…

… um mit dem Tierarzttraining (Medical Training) anzufangen:

  1. Geht dein Hund gerne zum Tierarzt, bist du auch bereit, deinen Hund öfters in der Praxis vorzustellen. Nur so können viele Erkrankungen im Anfangsstadium entdeckt und meist gut behandelt werden!
  2. Musst du beim Tierarzt oder bei pflegerischen Maßnahmen Zwang anwenden, belastet das immer die Hund-Mensch-Beziehung. Hier wirkt das Training also beziehungsfördernd, da du Situationen mit Zwang vermeiden kannst!
  3. Medical Training gibt deinem Hund mehr Kontrolle über seinen eigenen Körper und reduziert somit seinen Stress. Das wirkt sich auf das Wohlbefinden deines Hundes aus!
  4. Das Training reduziert die Gefahr von angstbedingter Aggression und die damit verbundene Gefahr, gebissen zu werden!
  5. Euer Tierarzt des Vertrauens inkl. Helferinnen werden es euch von Herzen danken, wenn euer Hund gerne in eine Tierarztpraxis geht und sie sich stressfrei um euren Hund kümmern können (ohne auch in Gefahr gebracht zu werden)!
  6. Wie jedes, über positive Verstärkung aufgebautes Training, macht dem Hund und dir Spaß!

Vorbereitung – das A und O

Bei diesem Training wird dein Hund auf verschiedene Untersuchungen vorbereitet, die beim Tierarztbesuch, pflegerischen Maßnahmen (Ohren reinigen, Fieber messen, Krallenschneiden, Bürsten, Duschen, Zecken entfernen etc.), oder auch beim Besuch des Hundefrisörs vorkommen können.

Dein Hund darf lernen diese Situationen stressfrei zu erleben oder sie vielleicht sogar zu mögen!

Leider wird immer noch viel zu wenig darüber gesprochen und aufgeklärt und es ist noch lange nicht automatisch in den Köpfen der Tierhalter, dass dieses Training nicht nur eine Modeerscheinung ist, sondern wirklich wichtig und sehr sinnvoll ist.

Gerade bei ängstlichen, jungen, alten, kranken oder wehrhaften Hunden ist es so wichtig, dass sie bei tierärztlichen Untersuchungen kooperieren, denn so könnte automatisch auch häufiger auf eine Narkose verzichtet werden. Der Hund könnte bei vollem Bewusstsein und ungetrübten Vitalfunktionen untersucht werden.

Zusätzlich wird natürlich das Verletzungsrisiko für das Personal und den Tierarzt auf ein Minimum reduziert – weniger Stress für alle!

Der Tierarztbesuch

Wann fahren die meisten Menschen mit ihrem Hund zum Tierarzt? Genau, wenn der Hund krank ist, einen Unfall hatte, eine Impfung bekommt oder eine unangenehme Vorsorgeuntersuchung auf ihn wartet.

Für viele Hunde ist ein Tierarztbesuch mit Angst und/oder Schmerzen verbunden – auf jeden Fall mit viel Stress. Der Hund wird also aus dem Auto geholt und nun verändern die meisten Hunde bereits ihr Verhalten.

Sie werden am Halsband in die Praxis gezogen und in dem Moment wo die Haustüre aufgeht, kommt auch noch der unverwechselbare Geruch von Tierarztpraxis entgegen. Viele Hunden reicht es jetzt endgültig und sie würden am liebsten hier schon wieder umkehren.

Schnell beim Empfang anmelden und dann ab ins Wartezimmer. Die Wartezimmersituation macht die eh schon blöde Situation für den Hund nicht besser, denn egal wie groß das Wartezimmer ist, meist sitzen bereits andere aufgeregte Hunde/Tiere inkl. ihrer Menschen hier und zusätzlich ertönt aus den anderen Räumen Fiepen, Bellen, Winseln. Worst Case für deinen Hund!

Viele Hundehalter „zwingen“ ihren Hund dann auch noch ins Platz, weil man ja auch nicht auffallen möchte. Der Druck, der Stress, die Anspannung und das Unwohlsein des Hundes steigern sich bereits VOR dem eigentlichen Unangenehmen ins Extreme und ist für viele Hunde kaum auszuhalten.

Ist man dann endlich im Behandlungszimmer, geht der Zwang weiter indem der Hund auf den Behandlungstisch gehoben wird und meist stark festgehalten werden muss, weil der Hund am liebsten bereits vom Tisch wieder runtergesprungen wäre.

Einer der meist fremden Menschen geht auf den Hund zu, fasst ihn an allen möglichen und unmöglichen Stellen an, misst Fieber, drückt an ihm herum, hebt die Pfoten an um eventuelle Schmerzen näher eingrenzen zu können.

Das Ober- und Unterkiefer werden auseinandergezogen, damit man ins Maul schauen kann. Der Hund zieht den Kopf weg und es gibt keine Chance in Ruhe reinzuschauen.

Oft werden jetzt noch Blut abgenommen, ein Ultraschall gemacht oder gar geröntgt. Und egal was der Arzt macht, der Hund ist unter Stress – so hohem Stress, dass er kein Futter mehr nimmt, zum Schnappen anfängt oder es sogar unter sich laufen lässt. Ein Horrorszenario für jeden Hund, der in diesen Situationen alles über sich ergehen lassen muss!  

Sinn und Zweck des Trainings

Im Gegensatz zu uns Menschen, können wir unseren Hunden nicht in Worten erklären, warum wir zum Tierarzt fahren, was dort geschehen wird und welchen Zweck die Behandlung haben soll. Somit können wir ihnen auch nicht die Angst vor dem Ungewissen nehmen.

Was wir tun können ist unsere Hunde mit gezieltem Training auf solche Situationen bestmöglich vorzubereiten, um ihnen dadurch Sicherheit zu geben.

Bei diesem speziellen Training lernen die Hunde auch in unangenehmen und schmerzhaften Situationen stillzuhalten ohne sie mit viel Druck fixieren und festhalten zu müssen.

Was bedeutet das Training für unsere Beziehung zum Hund?

Wir haben die Aufgabe und Verantwortung unseren Hund in schwierigen Situationen zu unterstützen und hier zählt eben auch die Unterstützung beim Tierarzt mit dazu. Doch in der Realität sieht es jedoch meistens leider anders aus.

Der Hund hat bereits vor der Ankunft Stress, im Wartezimmer geht es damit weiter und bei der tierärztlichen Untersuchung steigert sich dieser Stress unter Umständen in Aggression oder Angst.

Erster Tipp: Ist dein Hund im Wartezimmer noch sehr gestresst, dann lasse deinen Hund bis zur Untersuchung im Auto. Selbst durch und mit dem speziellen Training ist dein Hund im Auto oft besser aufgehoben.

Reagiert der Hund mit Angst oder Aggression sind viele Hundebesitzer in solchen Situationen für den Hund meist alles andere als eine Unterstützung. Sie halten ihn fest und hindern ihn an einer Flucht. Dadurch verstärkt sich oft das gezeigte Verhalten und das Vertrauen in den Besitzer wird häufig reduziert.

Der Hund muss/sollte regelmäßig zum Tierarzt, sei bei Krankheit, einem Unfall, zum Impftermin oder einfach nur zur jährlichen Routineuntersuchung. Daher sollten wir alles dafür tun, dass wir unseren Hunden dieses Training ermöglichen!

Was bedeutet das Tierarzttraining für unseren Hund?

Alles wird leichter, präziser und aussagekräftiger und der Hund kann stressfrei zum Tierarzt und sich von seinen Menschen pflegen und untersuchen lassen!

Mit einem guten Tierarzttraining werden viele Untersuchungen leichter und stressfreier ablaufen, da der Hund gelernt hat stillzuhalten und entspannt zu bleiben. Er kann in Ruhe abgetastet und untersucht werden.

Vor allem für den Tierarzt (und schlussfolgernd für unser Tier) ist das Training ein absoluter Mehrwert! Er kann viel expliziter untersuchen und einen Schmerz lokalisieren und muss nicht zwischen Abwehr-, Schmerz- oder Angstreaktion unterscheiden.

Ebenso sind Herz und Atmung deutlich ruhiger um eine aussagekräftige Bestandsaufnahme zu machen, ohne von Stressreaktionen überschattet zu werden.

Oft können sogar Narkosen erspart bleiben, wenn der Hund gelernt hat ruhig zu bleiben!

Könnten wir mit Bagira nicht alle Untersuchungen wie Röntgen, Ultraschall und ähnliches ohne Narkose machen, wäre Bagira mindestens 25-mal bereits in seinem kurzen Leben unter Narkose gestanden.

Natürlich benötigt nicht jeder Hund das gleiche Training, denn viele Hunde haben nicht diesen Stress wie andere Hunde. Doch generell ist Prävention immer besser als wenn man dann wirklich einen Angsthund oder aggressiven Hund in der Praxis hat und dann versucht auf die schnelle eine positive Veränderung zu trainieren.

Lieber von Anfang an ein gutes Training, als im Nachhinein versuchen es wieder zurecht zu biegen!


Hier kommt deine erste Aufgabe:


Heute ging es um die ganzen positiven Auswirkungen, die so ein Training haben können. Im nächsten Teil Vorbeugen statt Reparieren 2/4 werde ich euch zeigen, welche Folgen es haben kann, wenn wir unsere Hunde nicht präventiv darauf vorbereiten.

In Teil 3 wird es dann darum gehen, deine Ziele zu setzen und Teil 4 beschäftigen wir uns mit dem Aufbau.

Vielen Dank, dass du meinen Artikel bis zum Schluss gelesen hast.
Ich freue mich sehr auf jegliches Feedback, über deine Meinungen und Gedanken und freue mich wenn du den Artikel weiter teilst.

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Hundecoach Wolfgang Siebel Deine Hundeschule in Denia Costa Blanca Gruppenstunden Dogtraining Escuela de perros Spass und Lernen

Über die Autorin
Saskia Katharina Siebel

Ich bin leidenschaftliche Hunde- und Menschentrainerin und eine absolute Herzensangelegenheit ist die Familien-, Paar- und Tierfotografie.

Seit einigen Jahren schreibe ich regelmäßig Blogartikel (die es manchmal auch in sich haben) und trotzdem ist das Feedback von euch darauf großartig. Viele von euch nehmen sich meine Worte zu Herzen und viele von euch fangen an sich und ihr Verhalten zu reflektieren. Somit hab ich mein Ziel erreicht 🙂

Ich wünsche mir ein friedvolles, faires und stressfreies Miteinander für jedes Mensch-Hund-Team. Dazu gehört aber mehr als nur Gassigehen und dem Hund Signale beibringen.

Das Wichtigste ist:

Arbeite an dir und lasse dich auf deinen Hund ein. Lerne deinen Hund zu verstehen. Lerne deinen Hund zu lesen. Sei mit Verstand und Herz dabei!

Das Ergebnis wird dich staunen lassen!

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Über die Autorin Saskia Katharina Siebel


Ich bin leidenschaftliche Hunde- und Menschentrainerin und eine absolute Herzensangelegenheit ist die Tierfotografie.

Seit einigen Jahren schreibe ich regelmäßig Blogartikel (die es manchmal auch in sich haben) und trotzdem ist das Feedback von euch darauf großartig. Viele von euch nehmen sich meine Worte zu Herzen und viele von euch fangen an sich und ihr Verhalten zu reflektieren. Somit hab ich mein Ziel erreicht 🙂

Ich wünsche mir ein friedvolles, faires und stressfreies Miteinander für jedes Mensch-Hund-Team. Dazu gehört aber mehr als nur Gassigehen und dem Hund Signale beibringen.

Das Wichtigste ist:

Arbeite an dir und lasse dich auf deinen Hund ein. Lerne deinen Hund zu verstehen. Lerne deinen Hund zu lesen. Sei mit Verstand und Herz dabei!

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