Warum springen Hunde Menschen an (Teil 2/4)

Warum springen Hunde Menschen an (Teil 2/4)

Wie schön, dass du wieder dabei bist!

Wie auch im ersten Teil der Reihe geht es heute nochmal darum, welche Gründe es für das Anspringen von Menschen gibt. Nun geht es darum, was du in diesen Momenten tun kannst. In Teil 3 und Teil 4 erfährst du, was du wirklich tun kannst, wenn dein Hund dich und/oder fremde Menschen anspringt.

Anspringen ist immer erlerntes Verhalten

Ein Hund, der immer wieder Menschen anspringt hat es gelernt. Es wurde wahrscheinlich unabsichtlich und unbewusst verstärkt.

Unser Veranstaltungstipp für dich:
„Wie lernt mein Hund?“

Dein Hund ist ein Opportunist, er tut nur das was sich für ihn lohnt und was ihm nützlich ist. Leider ist es auch hier so, dass die Menschen an diesem, meist für uns nervigen, Verhalten zu 100 % mitbeteiligt sind.

Unser Lesetipp für dich:
Lernverhalten verstehen

Anspringen aus Konfliktverhalten, Stress und Frust

Diese drei Faktoren sind aus unserer Sicht die häufigsten Auslöser für Anspringen. Das Anspringen kann man sehr oft beobachten, wenn ein Hund zwischen zwei Motivationen hin- und hergerissen ist und deshalb dieses Konfliktverhalten zeigt.

Auch befinden sich die meisten Hunde im Moment des Hochspringens auf einem sehr hohen Erregungs- und Stresslevel und das Anspringen ist eine Übersprunghandlung.

Unser Lesetipp für dich:
„Stress beim Hund“

Ebenso kann in stressigen Situationen oder wenn der Hund frustriert ist das Hochspringen seine „Lösung“ sein, um mit der Situation klar zu kommen. Dazu kommt meistens auch noch das Thema Frustrationstoleranz und Erregungskontrolle.

Kleine Hunde

Oft können wir ein „Anspringen“ oder meist „Hochkrabbeln“ auch bei kleinen Hunden beobachten.

Unser Lesetipp für dich:
„Frustrationstoleranz“

Wenn wir davon ausgehen, dass die Hunde, als Beschwichtigungszeichen oder Unterwürfigkeitsverhalten, an unsere Mundwinkel kommen möchten, wäre dies ja eine gute Absicht des Hundes. Und da kleine Hunde ja noch weiter von unserem Gesicht weg sind nutzen sie das um uns näher zu kommen.

Aber auch bei kleinen Hunden sind wir der Meinung, dass Anspringen (nicht hochkrabbeln) ein No-Go ist.

Die Hundeschule im Allgäu - mit Spaß und Lernen einen gemeinsamen Weg gehen
Die Hundeschule im Allgäu – mit Spaß und Lernen einen gemeinsamen Weg gehen

Anspringen als Abwehr

Anspringen kann auch vom Hund eingesetzt werden um Menschen zu vertreiben. Bei dieser Art des Anspringens haben die Hunde oft eine hohe Muskelspannung, setzen noch mehr Kraft ein.

Man sieht auch andere Aggressions-Ausdrucksweisen (offensiv oder defensiv) wie Nasenrückenrunzeln, Fixieren, Knurren, Abwehrschnappen und ähnliches.

Kurzer Ausflug in die Hundesprache:

Bei der defensiven Aggression sind die Maulwinkel weit nach hinten gezogen. Der Hund legt eher die Ohren zurück, sein Kopf ist etwas geduckt und der Schwerpunkt des Körpers nach hinten-unten verlagert. Das Fell an der Oberseite des Rückens ist häufig aufgestellt . Die Rute ist meist gesenkt oder eingeklemmt.

Nasenrückenrunzeln und Ohren nach vorne gerichtet eher offensiv, spitze Maulspalte ohne viel Zähne zeigen eher defensiv (Mischmotivation)

Offensiv-aggressiv knurrende Hunde hingegen zeigen kurze, runde Maulwinkel. Ihre Ohren sind nach vorne gerichtet, die Nasen- und Stirnhaut ist gerunzelt. Seine Körperhaltung ist aufgerichtet, die Beine sind gestreckt. Der Hund fixiert sein Gegenüber mit seinen Augen und trägt seinen Kopf aufrecht. Der Schwerpunkt des Körpers ist meistens nach vorne verlagert. Die Rute wird aufrecht getragen, auch ein leichtes Wedeln ist möglich.

Ohren nach vorne gerichtet, Maulspalte relativ kurz und rund, Nasenrückenrunzeln, starrer Blick (fixieren)

zunehmende Angst:
Ohren anlegen, Kopf schief, Augen erst fast zu, der Versuch alles zu zeigen was er hat

zunehmende Aggression:
Blick bleibt klar und gerichtet, Mundwinkel sehr klein, Ohrenwurzeln aufgerichtet und nach vorn, Falten im Stirnbereich und Nase, Mundwinkel wird kleiner

Mischmotivation:
Ohren nach hinten = will keinen Ärger
Mundwinkel klein = du kannst Ärger kriegen, wird kämpfen
extrem angelegte Ohren, Mundwinkel weiter nach hinten = eher Flucht

Anspringen als Selbstbelohnung

Für viele Hunde ist das Anspringen selbstbelohnend und es macht diesen Hunden einfach nur Spaß hochzuspringen. Ihnen ist meistens egal wie du dich verhältst – ob du ignorierst oder eine Aktion erfolgt.

Anspringen als Trick

„So viel Lob wie möglich – so wenig Tadel wie nötig“ Eure Hundeschule im Allgäu – mit Verständnis und Klarheit für den Hund – zu einem erfolgreichen und friedvollen Miteinander!
Anspringen als Trick

Hast du vielleicht deinem Hund das Signal „Hochspringen“ als Trick beigebracht und in der Signaleinführung irgendeinen Fehler gemacht, kann es sein dass dein Hund was falsch verknüpft hat und dich dann anspringt, obwohl du es gerade gar nicht willst.

Hier gilt es dann genau zu schauen, welche Hör- und Sichtzeichen du wie und wann etabliert hast und wo genau die Fehlverknüpfung entstanden ist.

Es ist kein Problem, diese Art des Anspringens wirklich als Trick aufzubauen und auch einzusetzen.

Vor allem für die jenigen unter euch, die es ja manchmal ganz süß finden, wenn euer Hund euch anspringt 😉

Anspringen im Spiel

Spielst du mit deinem Hund gerne Ball oder ähnliches und du wirfst immer den Ball genau in dem Moment wo er anfängt hochzuspringen?

Somit wird das Objekt ganz schnell und ungewollt zum Signal für das Hochspringen.

Ihr seht es gibt wirklich viele unterschiedliche Gründe, warum Hunde anspringen. Deswegen hilft auch nicht jeder Lösungsansatz bei jedem Hund.

In Teil 3 stellen wir euch Möglichkeiten vor, wie ihr eurem Hund das anspringen von euch abgewöhnen könnt.

Vielen Dank, dass du meinen Artikel bis zum Schluss gelesen hast.
Ich freue mich sehr auf jegliches Feedback, über deine Meinungen und Gedanken und freue mich wenn du den Artikel weiter teilst.

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Über die Autorin
Saskia Katharina Siebel

Ich bin leidenschaftliche Hunde- und Menschentrainerin und eine absolute Herzensangelegenheit ist die Tierfotografie.

Seit einigen Jahren schreibe ich regelmäßig Blogartikel (die es manchmal auch in sich haben) und trotzdem ist das Feedback von euch darauf großartig. Viele von euch nehmen sich meine Worte zu Herzen und viele von euch fangen an sich und ihr Verhalten zu reflektieren. Somit hab ich mein Ziel erreicht 🙂

Ich wünsche mir ein friedvolles, faires und stressfreies Miteinander für jedes Mensch-Hund-Team. Dazu gehört aber mehr als nur Gassigehen und dem Hund Signale beibringen.

Das Wichtigste ist:

Arbeite an dir und lasse dich auf deinen Hund ein. Lerne deinen Hund zu verstehen. Lerne deinen Hund zu lesen. Sei mit Verstand und Herz dabei!

Das Ergebnis wird dich staunen lassen!


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