Wie gewöhne ich meinem Hund das Anspringen von Fremden ab? (Teil 4/4)

Wie gewöhne ich meinem Hund das Anspringen von Fremden ab? (Teil 4/4)

Im ersten und zweiten Teil der Reihe haben wir euch gezeigt, welche Gründe es für das Anspringen von Menschen gibt.

In Teil 3 ging es darum, wie ich meinem Hund das Anspringen von mir abgewöhne. Und heute? Heute geht es darum, wie du bei dem Anspringen von fremden Menschen vorgehst.

Wenn dein Hund andere Menschen anspringt…

Alltagsmanagement

Um deinem Hund das Anspringen von Fremden/Familienmitgliedern u. ä. auch langfristig abzugewöhnen, sollte dein Hund keine Chance mehr bekommen andere Menschen anzuspringen.

Hier liegt es an deinem Management, möglichst häufig Situationen herzustellen in denen dein Hund lernt seine Pfoten auf dem Boden zu lassen.

Wir wissen, dass ist oft nicht einfach, doch hier braucht es deine vollständige Aufmerksamkeit und Umsichtigkeit.

Wenn du es übst, vor allem mit fremden Menschen, empfehle ich dir eine Leine an deinem Hund zu lassen, damit du ihn im Notfall vom Springen abhalten kannst.

Das ganze Training sollte wie bei fast allen Dingen, die du deinem Hund beibringen möchtest, kleinschrittig aufgebaut werden. Da die Auslöser für das Anspringen sehr verschieden sind, solltest du erst einmal herausfinden, wann und warum dein Hund hochspringt und genau diese Situationen teilst du in kleine Schritte auf.

Meistens ist es so, dass je mehr sich der Mensch mit dem Hund beschäftigt oder je näher der Mensch kommt der Hund schneller hoch springt.

Das Training beginnt also nicht erst in dem Moment wo dein Hund hochspringt, sondern einige Schritte davor.

Unser Lesetipp für dich: Lerngesetze – Wichtig für die Erziehung?

 Beispiele, die das Anspringen auslösen können:

  • Mensch mit 3 Meter (oder weniger) Abstand, der deinen Hund anschaut
  • Mensch mit 3 Meter (oder weniger) Abstand, der dir “Hallo” sagt
  • Mensch 3 Meter (oder weniger) Abstand, der auf euch zuläuft
  • Mensch mit 3 Meter (oder weniger) Abstand, der deinen Hund mit animierender Stimme anspricht
  • Mensch mit 3 Meter (oder weniger) Abstand, der in die Hocke geht
  • usw.

Das Markerwort (Versprechen auf Belohnung) wie z. B. „gut“, „super“ gibst du, wenn dein Hund den anderen Menschen ansieht und trotzdem noch alle vier Pfoten auf dem Boden hat. Vergesse nicht nach dem Markerwort deinen Hund auch zu belohnen!

Tipp:
Hier wäre es sehr hilfreich, wenn dein Hund neben dir eine Grundstellung gelernt hätte, die immer gleich ist. Der Hund kann in dieser Grundstellung sitzen, stehen oder liegen.

Er weiß aber sobald du stehen bleibst, wo sein Platz ist. Dort ist er sicher, dort kannst du ihn schützen und gleichzeitig dafür sorgen, dass er keinen Menschen belästigt.

In dem Moment, wo du das Markerwort gibst, bleibt der andere Mensch stehen, schaut den Hund nicht an und redet auch nicht mit ihm. Es würde ansonsten die Gefahr bestehen, dass es für deinen Hund zu schwer wird, diese Situation ohne Springen weiter aushalten zu können.

Schafft es dein Hund jetzt an lockerer Leine ohne hohe Erregung ein paar Mal dem Menschen (der deinen Hund erst einmal nicht anschaut) näher zu kommen und nur anzusehen und alle vier Pfoten auf dem Boden zu behalten, steigerst du das Ganze in der Schwierigkeit.

Unser Lesetipp:
Frustrationstoleranz Teil 1 – 4

Als nächstes übst du das Ganze, indem der Mensch deinen Hund nun anschaut. Anschauen heißt aber nicht anstarren!

Schaut dein Hund diesen Menschen dann wieder nur an und hat keine Ambitionen mehr zu springen, gibst du wieder dein Markerwort und die Belohnung. Falls nicht, solltest du im Training nochmals einen Schritt zurückgehen.

Schafft es dein Hund auch jetzt wieder in einer normalen Erregungslage an lockerer Leine an diesem Menschen vorbei zu gehen oder dein Hund sitzt neben dir und die Person geht an euch vorbei und dein Hund lässt seine Pfoten auf dem Boden, steigerst du erneut die Ablenkung und den Schwierigkeitsgrad.

Wenn du nun konsequent jede Begrüßung so mit deinem Hund gestaltest, wird er schnell genau das lernen, was du dir wünschst – und zwar alle vier Pfoten auf dem Boden lassen.

Dies war nun eine Möglichkeit, wie du deinem Hund das Anspringen von fremden Menschen abgewöhnen kannst.

Wie jedes Training ist auch das nicht immer praktisch oder einfach sondern erfordert viel Zeit, Geduld und Struktur. Aber es lohnt sich dran zu bleiben!

Wir, in unserer Hundeschule üben Begrüßungs- und Verabschiedungsrituale in jeder Gruppenstunde. Der Hund wird links oder rechts in seine ihm beigebrachte Grundstellung geführt und die Menschen begrüßen sich mit Handschlag (einfacher für den Hund) oder auch mit Umarmung.

Möchte ein Hund anspringen oder beschnüffeln wird die Begrüßung nochmals wiederholt oder auch einfacher gestaltet bis der Hund das erwünschte Verhalten zeigt.

Die Vorteile und der Mehrwert an solchen Trainings in kleinen Schritt sind, dass dein Timing, deine Beobachtungsgabe und deine Reaktionsschnelligkeit verbessert werden und du somit viel für das weitere Training und den weiteren Umgang lernen kannst.

Du wirst lockerer und entspannter werden (dein Hund ebenso 🙂 ), was alles was noch kommt vereinfachen wird.

Uns ist wichtig, dass du deinen Hund lesen lernst, verstehen lernst, seine Sprache richtig deuten kannst und ihm mit Loyalität und Fairness entgegen trittst.

Dazu ist es auch wichtig, dass du dich mit dem Lernverhalten und auch mit Dingen wie der Erregungskontrolle, der Geduld und Frustrationstoleranz auseinander setzt.

Unser Lesetipp für dich:
Frustrationstoleranz

Kein Hund kommt mit diesen Fähigkeiten „fertig“ auf die Welt – auch kein Trainerhund.

Es ist unsere Verantwortung und unsere Aufgabe unseren Hunden genau diese Dinge fair und konsequent beizubringen.

Vielen Dank, dass du meinen Artikel bis zum Schluss gelesen hast.
Ich freue mich sehr auf jegliches Feedback, über deine Meinungen und Gedanken und freue mich wenn du den Artikel weiter teilst.

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Über die Autorin
Saskia Katharina Siebel

Ich bin leidenschaftliche Hunde- und Menschentrainerin und eine absolute Herzensangelegenheit ist die Tierfotografie.

Seit einigen Jahren schreibe ich regelmäßig Blogartikel (die es manchmal auch in sich haben) und trotzdem ist das Feedback von euch darauf großartig. Viele von euch nehmen sich meine Worte zu Herzen und viele von euch fangen an sich und ihr Verhalten zu reflektieren. Somit hab ich mein Ziel erreicht 🙂

Ich wünsche mir ein friedvolles, faires und stressfreies Miteinander für jedes Mensch-Hund-Team. Dazu gehört aber mehr als nur Gassigehen und dem Hund Signale beibringen.

Das Wichtigste ist:

Arbeite an dir und lasse dich auf deinen Hund ein. Lerne deinen Hund zu verstehen. Lerne deinen Hund zu lesen. Sei mit Verstand und Herz dabei!

Das Ergebnis wird dich staunen lassen!

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