Abbruchsignale – richtig und mit Verstand eingesetzt

Abbruchsignale – richtig und mit Verstand eingesetzt

Bevor ich heute mit dem Thema Abbruchsignale los lege, möchte ich noch einmal ganz klar einige Dinge verbalisieren und klarstellen:

Natürlich wäre es das Beste, wenn dein Hund bereits den sicheren Rückruf, ein funktionierendes Aufmerksamkeitssignal und auch das Anzeigen von Fressbaren gelernt hätte.

Auf Deutsch, dein Hund hat gelernt Alternativen zu diesen Verhaltensweisen zeigen zu können.

Die Analyse und Ursachenforschung, warum dein Hund manche Dinge tut, wie auch das Training sollten immer parallel weiter laufen!

Ein Abbruchssignal ist nicht für Faule gedacht, die am „richtigen“ Verhalten nichts tun möchten.


Ein Abbruchsignal sollte immer ein Notfallsignal bleiben!

Wir konditionieren ein Abbruchsignal nicht über „Leinenruck“, „Stromhalsband“, „Endloswürger“, „Kette“, „Stachelhalsband“ und ähnliches!

Doch wie oft bist du gerade noch mitten im Training dieser Signale oder du hast einen Hund übernommen, der ein großes Thema mit z. B. Jagen hat, wo jetzt nicht auf die Schnelle verlangt werden kann, dass der Rückruf wichiger wird als das Reh ….

Findest du dich und deinen Hund in einem der folgenden Beispielen wieder und du bist bereits mit dem Thema Abbruchssignal vertraut?

  • Verschwindet dein Hund plötzlich im Wald, weil er ein Wild gesichtet hat?
  • Wälzt sich dein Hund in den Hinterlassenschaften anderer Tiere oder frisst sie sogar?
  • Sammelt dein Hund alles Fressbare auf, was er nur so findet? Und wenn du ihm von PFUI, AUS, SCHLUSS, BASTA und NEIN hinterher rufst, reagiert dein Hund nicht wie du es wünschst?

Dann geht es zu überprüfen, welche Fehler du eventuell beim Abbruchsignal machst.

Unser Lesetipp dazu
„Abbruchsignal Sinnvoll oder unnütz?“


Wir erklären euch heute, um welche 5 häufigsten Fehler es sich handelt.

Fehler Nr. 1: Generell verkehrte Signal-Wahl

Ein Abbruchsignal kann theoretisch gesehen alles Mögliche sein: ein bestimmtes Wort oder Pfiff,  ein  Handsignal oder eine gewisse Berührung (Geschirrgriff). In der Praxis und im Alltag empfiehlt es sich aber für den Abbruch ein bestimmtes Wort zu etablieren.

Denn meistens muss es bei einem Verhaltensabruch schnell gehen. Es darf kein Wort sein, was im alltäglichen Sprachgebrauch oft vorkommt.

Ein NEIN kann z. B. über negative Strafe aufgebaut, Sinn bei lapidaren Geschichten machen. Geht es aber um elementare Dinge wie oben beschrieben, funktioniert in den meisten Fällen dieses Wort nicht mehr.

Verwende also für deinen Abbruch ein Wort, das wenn möglich nicht im normalen Sprachgebrauch vorkommt.

Fehler Nr. 2: Verwendung von mehreren Signalen

Bei vielen verschiedenen Signalen wie z. B. NEIN, SCHLUSS, PFUI, AUS, LASS DAS, … kann man als Hund schon mal durcheinander kommen.

Auch wenn es ab und zu durchaus sinnvoll ist, im Alltag unterschiedliche Abbruchsignale für unterschiedliche Verhaltensweisen zu verwenden, besteht einfach die große Gefahr, dass man in der Schnelligkeit auch durcheinander kommt.

Weniger ist mehr. Lieber ein Abbruchsignal, das gut konditioniert sind und Wirkung zeigt als viele verschiedene Signale, die den Hund schnell verwirren können.

Fehler Nr. 3: Kein eindeutiges Sprachsignal

Wie in Fehler Nr. 2 bereits angesprochen verwenden einige Hundehalten unterschiedliche Begriffe, mit denen sie ein Verhalten bei ihren Hund abbrechen möchten.

Statt immer dasselbe Wort in gleichen Situationen zu benutzen, wird mal dieses und mal jenes verwendet.

Da es dann für den Hund kein eindeutiges Sprachsignal mehr gibt, weiß der Hund dann oft nicht mehr, was sein Mensch von ihm will.

Verwende also bitte immer das gleiche Abbruchsignal!

Fehler Nr. 4:  Alternativsignal vergessen

Jeder Abbruch eines Verhaltens (egal wie der Abbruch konditioniert wurde) erzeugt erst einmal Stress bei deinem Hund. Um mit diesem Stress besser umgehen zu können, braucht dein Hund jetzt Klarheit und das Wissen was von ihm verlangt wird.

Also setze ich danach ein Alternativsignal, was ihm sagt was er tun soll.

Fehler Nr. 5: Zu häufiger Gebrauch

In der Konditionierungsphase verwendest du natürlich das Abbruchsignal sehr häufig, um eine schnelle Verknüpfung herzustellen. Ist es dann konditioniert, verwendest du es bitte nur noch, wenn du es auch wirklich benötigst!

Auch ein Abbruchsignal kann, wie jedes andere Signal auch, abgeschwächt werden oder gar verpuffen.

Fazit:
Oftmals benötigt man eigentlich gar keinen Abbruch, weil man genauso gut auch ein Alternativverhalten einfordern könnte.

Vorraussetzung ist natürlich, dass der Hund ein Alternativverhalten verlässlich zeigen kann.

Doch manchmal braucht man ein Signal zur Verhaltensabbrechung und für diesen Fall erinnert ihr euch hoffentlich an die fünf meist gemachten Fehlern 🙂

Wer noch mehr über das Thema Abbruch und Konditionierungsmöglichkeiten (z. B.  Wie lernt mein Hund Teil 1 – Lerntheorie, was ist das?) erfahren möchte, schaut doch mal in unserem Blog vorbei 🙂


Vielen Dank, dass du meinen Artikel bis zum Schluss gelesen hast.
Ich freue mich sehr auf jegliches Feedback, über deine Meinungen und Gedanken und freue mich wenn du den Artikel weiter teilst.

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Über die Autorin
Saskia Katharina Siebel

Ich bin leidenschaftliche Hunde- und Menschentrainerin und eine absolute Herzensangelegenheit ist die Tierfotografie.

Seit einigen Jahren schreibe ich regelmäßig Blogartikel (die es manchmal auch in sich haben) und trotzdem ist das Feedback von euch darauf großartig. Viele von euch nehmen sich meine Worte zu Herzen und viele von euch fangen an sich und ihr Verhalten zu reflektieren. Somit hab ich mein Ziel erreicht 🙂

Ich wünsche mir ein friedvolles, faires und stressfreies Miteinander für jedes Mensch-Hund-Team. Dazu gehört aber mehr als nur Gassigehen und dem Hund Signale beibringen.

Das Wichtigste ist:

Arbeite an dir und lasse dich auf deinen Hund ein. Lerne deinen Hund zu verstehen. Lerne deinen Hund zu lesen. Sei mit Verstand und Herz dabei!

Das Ergebnis wird dich staunen lassen!

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